Der Klever Weg

Konzeption der Juniorenabteilung des 1. FC Kleve 63/03 e.V.

Einleitung

Die Ausbildungsprinzipien aus der folgenden Konzeption für die Jugendabteilung des 1.FC Kleve stellen grundlegende, inhaltliche Leitlinien für die tägliche Arbeit dar. Die Qualität des Trainings ist dabei ein wesentlicher Faktor für die Umsetzung unseres Ausbildungskonzepts und von entscheidender Bedeutung für den Erfolg der Jugendabteilung des 1.FC Kleve.

Präambel

  1. Die Jugendspieler des 1.FC Kleve sollen zum respektvollen Umgang miteinander und mit allen Beteiligten auf und neben dem Platz angehalten werden.

  2. Trainings- und Spielarbeit sollen sich immer an der Ganzheitlichkeit eines Spiels (4 Phasen: Ballbesitz, Umschaltmomente, Gegner Ballbesitz) und den vier Grundelementen (Mentalität, Technik, Physis, Taktik) orientieren. Kein Aspekt darf ausschließlich gesondert betrachtet werden oder zu viel Gewicht erhalten. Besonders das Training in engen Spielformen zur Ausbildung von druckresistenten und handlungsschnellen Spielern soll das zentrale Element bilden. Es sollen Grundprinzipien statt einschleifenden Automatismen das Training beeinflussen, um die Kreativität der Spieler zu fördern.

  3. Die Jugendabteilung soll ein möglichst einheitliches Erscheinungsbild hinsichtlich Kleidung und Auftreten abgeben.

  4. Die Konzeption ist maßgeblich für die tägliche Arbeit und stellt Leitlinien dar, an denen sich ein Trainer des 1.FC Kleve orientieren soll. Vereinzelte Anpassungen des Leitfadens sollen aber möglich sein und durch ständige Selbstreflexion Bestandteil von Trainersitzungen sein.

  5. Die Entwicklung eines Jugendspielers bis zum Übergang zur Seniorenabteilung ist das wesentliche Ziel unserer Jugendarbeit. Durch die gezielte Anbindung der Jugend an den Seniorenbereich soll der Übergang für die Jugendspieler bestmöglich gefördert werden.

Grundstrategie und Grundprinzipien

Der 1.FC Kleve soll eine eigene Fußballidentität, angepasst an Standort und Ligarolle in höchsten Ligen (Grenzlandliga/Niederrheinliga), entwickeln. Da sich der moderne Fußball immer mehr in Richtung Systematik und Tempofußball entwickelt, ist der erfolgreichste Klever Weg der Zukunft ein auf Tempo und Pressingfußball ausgelegtes Spiel. In allen Phasen des Spiels sollte versucht werden, höchstmöglich, maximal schnell und sauber Torchancen zu kreieren.

Das gesamte Spiel soll auf den Aufbau von Druck, Stress für den Gegner und Intensität („Intensität ist unsere Identität“) ausgelegt und durch einen klar systematischen Ansatz geprägt sein. Es werden Spieler ausgebildet, die durch ihr offensives Denken und ihre Kreativität ebenso punkten wie durch ihre funktional hochwertige Technik und ihr aggressives, intelligentes Stellungsspiel im Pressing.

Der Klever Weg sucht seine Stärken im Pressing und das Umschaltspiel sollte ein Markenzeichen unserer Jugendausbildung sein. Ziel sollte es sein, zu jeder Zeit das große Spielfeld so eng wie möglich zu machen und so schnell zu bespielen wie es geht.

Grundsätzlich findet vor dem Einstieg in die Saisonvorbereitung eine Trainersitzung statt. Dort werden die Grundsätze und die zu leistenden Vorgaben besprochen. Dies sind folgende:

In Ballbesitz:

  • Aktivität, Intensität und Aggressivität als Grundlagen des Spiels
  • Die Grundlage bildet das 1 gegen 1
  • Druckvolles, dominantes Spiel mit situationsabhängig wenigen Pässen bis zum gegnerischen Tor
  • Konsequente Nutzung und Besetzung der Halbräume
  • Jeder Ballgewinn sollte für ein systematisches Konterspiel genutzt werden (Dies soll sich zu einem Herzstück des Klever Wegs entwickeln)
  • Kontrolle des Zentrums durch Vermeiden unnötiger Ballverluste und dominanten Pressings dort

Gegner Ballbesitz:

  • Raum- und passwegorientiertes Pressing (keine Manndeckung)
  • Gegenpressing als Lösungsweg
  • Raum- und Manndeckung kombiniert bei Standards

Technikausbildung

Es sollte nach dem Prinzip der differentialen Lernmethode gearbeitet werden. Demzufolge sollte die Technik ein wichtiger Bestandteil des sein. Allerdings ist Technik nicht gleich Technik. Das Umdenken in dieser Ausbildung sollte dadurch geprägt sein, eine Technik zu trainieren, die sich durch ihre Funktionalität und Flexibilität in maximal vielen unterschiedlichen Spielsituationen auszeichnet (enger Raum, Gegnerdruck, großer Raum, im 1 gegen 1, im Aufbau, im Zentrum, aus der Luft, aus einem zweiten Ball etc.)

Das bedeutet, dass das Coaching der Technik essenziell ist und Hilfestellungen und Ratschläge gegeben werden sollen. Dies aber alles auf individueller oder gruppentaktischer Basis. Denn die eine einzige „Idealtechnik“ gibt es nicht (vergleiche Ballannahmen Messi und Zidane. Beide unterschiedlich, aber beide technisch hochwertig). Der Indikator einer guten Technik sollte also die Sauberkeit und Funktionalität in spielnahen Situationen sein. Ob ein Pass bspw. im richtigen Timing ankommt, ist die relevante Beurteilungsgrundlage. Ob dieser ästhetisch oder plump aussieht, ist irrelevant. Dementsprechend sollten Technikübungen, besonders ab U12, oft genug in spielnahen Übungen eingebaut werden (Raum-, Gegner-, Zeitdruck). Deshalb müssen Spielformen die Haupttrainingsübung darstellen.

Folgende Fähigkeiten sollten funktional/spielnah ausgebildet werden:

  • Führen des Balles
  • Torabschluss aus unterschiedlichen Positionen
  • An- und Mitnahme; Offene Stellung, erster Kontakt
  • Beidfüßigkeit und Ballannahme weg vom Gegner in Spielrichtung
  • Vielfältiges Passspiel mit unterschiedlichen Schwerpunkten
  • Finten (wie: Übersteiger, Rivelino, Schussfinte, …)
  • Tempo- und Richtungswechsel
  • Dribbling
  • Grundbewegungen um sich vom Gegner weg zu bewegen/lösen (Drehung um eigene Achse, Auftaktbewegung, Ballrolle)
  • Positionsspezifische Techniken

A

Bambini bis U12

Von den Bambini bis einschließlich der E-Jugend soll ausschließlich spielerisch trainiert werden. Sowohl fußballnahe als auch fußballfremde Spiele sollen im Mittelpunkt des Trainings stehen. Damit sich Kinder optimal als Sportler entwickeln, müssen immer wieder neue Reize gesetzt werden. Der Spaß der Kinder an unterschiedlichen Übungen ist der Indikator für die Effektivität dieser. Um neue Reize zu setzen, sollten immer wieder die Übungsfaktoren (Spielfeldgröße, Spielgerätauswahl, Spielregelwahl, Mannschaftsstärke) verändert und variiert werden. Vor allem sollte Wert auf eine hohe Anzahl an Ballberührungen gelegt werden, was sich besonders durch den Einsatz kleiner Spielfelder lässt.
Es sollten weder Krafttraining oder Konditionstraining durchgeführt werden!

Spielzeiten müssen verteilt werden um die Entwicklung aller Kinder ausreichend zu fördern. Mindestens 40% der Spielzeit muss jedes Kind auf Monatsbasis eingeräumt bekommen. Die Umsetzung ist für die jeweiligen Trainer verpflichtend.

Der Trainingsrhythmus sollte einmal bis zweimal die Woche bei ca. 60 bis 75 Minuten liegen.

U13 bis U15

Obwohl fußballfremde und experimentelle Spiele nie aus dem Trainingsbetrieb genommen werden sollten, beginnt in dieser Stufe das fußballspezifische, leistungsorientierte Training. Die Kinder/Jugendlichen sollen spielnah und intensiv gefördert und gefordert werden. Dabei kommt es darauf an, allgemeine Grundprinzipien des Fußballspiels zu erlernen. Es sollen die Fundamente (D-Jugend) und ersten taktischen Details und Muster (C-Jugend) der modernen Klever Philosophie verinnerlicht werden. Es soll ein Gefühl für das eigene Wirken auf dem Platz (Ich als Teil einer Mannschaft und in Wechselwirkung mit Mit- und Gegenspielern), Grundprinzipien im Pressing und Umschaltspiel, technische Fähigkeiten und viele Lösungswege unter Raum-/Zeit und Gegnerdruck entwickelt werden.

Grundordnungen sollen im größten Teil simple Viererkettenformationen mit Doppelsechs und fixen Halbraumpositionen sein (U12/U13: 3-4-1, 3-1-2-2, Ab U14: 4-4-2, 4-2-3-1, 4-2-2-2). Diese Maxime sollte ligaunabhängig gelten, die Spieler sollen nun auf den für sie am besten geeigneten Positionen spielen – hierbei spielt die Individualität und Flexibilität eines jeden Spielers die entscheidende Rolle.

Um die nötigen athletischen Grundlagen des modernen Trainings aufzubauen, ist ein Stabilisations- und Fitnesstraining mit dem eigenen Körpergewicht notwendig. Verstärkt wird dies durch die intensive Zusammenarbeit mit dem „Salvea-Team“ vom „Allround Sports“.

Ebenso sind isolierte Konditionsübungen ohne technischen oder taktischen Reiz nur als Ergänzung zu nutzen. Die Grundfitness sollte sich über die Anpassung der Intensität (Spielfeldform und Mannschaftsstärke) oder wettkampfmäßige Parcoursübungen geholt werden. Einen zentralen Einfluss auf die Trainingsgestaltung sollte die Koordination besitzen. Über Aufwärmen, reizvolle Spielformen, spezielle Koordinationsübungen oder Neuroathletiktraining kann diese optimal trainiert werden.

Trainingsrhythmus: dreimal die Woche ca. 90 Minuten

U16 bis U19

Ab der U16 wird der zusätzlichen Motivation der Spieler eine erhöhte Bedeutung beigemessen. Hier sollte die taktische Komplexität noch weiter gesteigert und die Prinzipien verfeinert und gestärkt werden. Im Sinne einer intensiven Förderung vieler verschiedener Prinzipien und Lösungswege die im Bereich U12-U15 erlernt wurden, sollte in diesem Bereich auf die vorhandene Lernstärke aufgebaut und die bereits erfahrenen Prinzipien verstärkt werden. Positionsspezifischeres Training und Erfahrungssammlung in ersten Rollen oder größeren Matchplänen sollten Bestandteil der Entwicklungsarbeit sein, ohne dabei den immer noch vorhandenen Wert des Neugelernten außer Acht zu lassen.

Es können aber auch in diesem Bereich noch taktisch-technische Dinge ergänzt werden. Dies passiert jetzt auf einer Detailebene, die auf Grundlagen aufbaut. Kraft- und Koordinationstraining sollte ergänzend in der Trainingsarbeit beibehalten werden. Es sollte aber der fußballspezifische Bezug in maximal vielen Übungen im Fokus stehen. In den Grundformationen können neue Aufteilungen eingefügt werden (4-3-3, 4-4-2 Raute, 3-4-3).

Ab dem jüngeren Jahrgang der U19 wird ein ständiger Austausch mit der Seniorenabteilung sichergestellt. Ziel ist dabei, die Spieler im Seniorenbereich zu integrieren.

Trainingsrhythmus: dreimal die Woche mind. 90 Minuten.

Folgende Koordinationsfähigkeiten sollten trainiert werden:

  • Lauf ABC
  • Sprungschule
  • Stabilisationsübungen
  • Körperbeherrschung im Zweikampf
  • Bewegungsschnelligkeit unter Druck
  • Rhythmuswechsel

B

Fördermaßnahmen

  1. Der ständige Austausch zwischen den Trainern des Vereins soll gefördert werden. Regelmäßige Trainersitzungen zum Austauschen von Erfahrungen und neuen Ideen sollten stattfinden, um neue Entwicklungen zu verfolgen und ggf. die vorgegebene Ausbildungsziele zu korrigieren.
  2. Besuche und Übungsleitungen von Seniorenspielern fördern die Identifikation mit dem Verein und die Bindung von Jugendspielern. In Absprache mit dem jeweiligen Trainer können Seniorenspieler an der Trainingsarbeit teilnehmen, nach Absprache selbst Übungen leiten und Einblicke in ihren Erfahrungsschatz für die Spieler geben.

  3. Der Verein strebt an, jedes Jahr einen Tag der Talente zu organisieren, um allen Spielern aus der Region die Möglichkeit zu bieten, das Vereinsumfeld kennenzulernen.

  4. Die Zusammenarbeit mit dem Allround Sports stellt eine wichtige Ergänzung des Trainings dar.

  5. Aktivitäten über den Trainingsbetrieb hinaus sind ein wichtiges Merkmal unserer Jugendarbeit. Hierzu zählen internationale Turniere und Bildungsreisen sowie Trainingslager und zahlreiche weitere Aktivitäten.

  6. Viele Vergleichsspiele in der Relegations-, Sommer- und Wintervorbereitung sowie an spielfreien Tagen gegen andere Niederrhein- und Sonderligisten sollen als Maßstab der eigenen Konkurrenzfähigkeit dienen. Hierzu werden die D-Jugendmannschaften für den Hummel-NRW-Leistungscup gemeldet.

C

Die Trainer

Die Trainer bis zur U11 sollten im Besitz eines Kindertrainerscheins sein. Ab der U12 sollten die Trainer mindestens einen DFB-C-Lizenz-Lehrgang erfolgreich abgeschlossen haben. Für die Niederrheinliga ist eine DFB-B-Lizenz erforderlich. Der Verein unterstützt und fördert den Besuch solcher Lehrgänge.

Ein tolerantes und demokratisches Weltbild ist unabdingbar. In der heutigen Zeit wollen und sollen Spieler mündig sein. Sie mit in die Verantwortung und Entscheidungsprozesse zu nehmen, ist ein Teil der Fußballerziehung. Bei schulischen und privaten Problemen stehen die Trainer und die Jugendleitung gerne beratend zur Seite. Bei schulischem  Unterstützungsbedarf besteht bereits eine Kooperation mit dem Nachhilfeinstitut „Notenkönig“ in Kleve. Darüber hinaus strebt die Jugendabteilung an, einen regen Austausch mit den örtlichen Schulen oder im Aufbaubereich mit Kindergärten in der Nähe der Sportanlage aufzubauen.

D

Jugendkoordinatoren

Von Bambini bis U11, U12 bis U15 sowie U16 bis U19 werden Koordinatoren eingesetzt.

Den Koordinatoren obliegt:

  • Intensive, regelmäßige Scoutingarbeit
  • Organisationen von Veranstaltungen wie Trainerrunden oder Tag der Talente
  • Gewinnung von neuen Trainern in Absprache mit dem Jugendvorstand

E

Aufstellung der Mannschaften

Es sollte versucht werden, pro Jahrgang mindestens eine Mannschaft zu stellen. Vermischungen unter den Jahrgängen sind möglich, sollten aber begründet und sinnvoll sein. Spielzeit ist immer Trumpf und danach sollte gehandelt werden. Erstrebenswert ist es, eine U16 und U18 als Unterbau des älteren Jahrgangs zu bilden.

Spieleranzahl:

Mannschaft(en) Spieleranzahl + Torhüteranzahl
F-/E-Jugend 10 + 2
D-Jugend 12 + 2
C-Jugend 16 + 2
B-Jugend 17 + 2
A-Jugend 17 + 2

Dies sind Mindestanzahlen (Spieler) und Zielanzahlen (Torhüter).

F

Torhüter

Das Torwarttraining wird durch die Jugendabteilung des 1.FC Kleve organisiert und sichergestellt, um die eigenen Talente optimal zu fördern. Es gibt einen Koordinator des Torwarttrainings, der die Inhalte und den Aufbau des Trainings organisiert. Das Torwarttraining für U12-U15 findet Dienstags und Donnerstags statt, für U16-U19 Montags, Mittwochs und Freitags (siehe separates Torwarttraining-Konzept).

gez.    N. Hegemann    H. Hommels    L. Nakielski    D. Remmers